Gut gekühlt - Stromsparen in der Kühltechnik

Leitung Geschäftsstelle Deutscher Ladenbau Verband

Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge lässt sich allein bei der Produktgruppe Kühlgeräte bis 2030 der jährliche Stromverbrauch um 10 Terrawattstunden senken. Das ist fast so viel wie der jährliche Stromverbrauch von Hamburg.1

Das EU-Energielabel für Kühl- und Gefriergeräte ist seit 2021 geltendes Recht.2 Die Einteilung der Energieeffizienzklassen umfasst die Bereiche A bis G. A steht für die energieeffizientesten Geräte am Markt, G hingegen für weniger effiziente Modelle. Ziel ist es, Transparenz zu gewährleisten und zudem die Hersteller zu motivieren, effizientere Modelle zu produzieren – und diese laufend zu verbessern. Die Kälteanlage trägt mit ca. 40-50% zum Gesammtenergieverbrauch des Supermarktes bei. Daher ist es wichtig, hier auf die Energieeffizienz zu achten, sagt Joachim Dallinger von der Epta Deutschland GmbH. Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit einer Anlage kommt demnach der Energieeffizienz eine zentrale Rolle zu. Aber auch die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten sowie die Lebensdauer müssen berücksichtigt werden. Nicht immer stellt sich bei einer Gesamtbetrachtung heraus, dass die Kälteanlage mit den geringsten Investitionskosten auch die kostengünstigste ist.

Die EEK G fällt ab 9/2023 weg

Ab dem 1. September 2023 wurde die Ökodesign-Richtlinie, die die Kennzeichnung von Produkten mit dem EU-Energielabel regelt, verschärft. Für Kühl- und Tiefkühlmöbel bedeutet das, dass Geräte mit Energieeffizienzklasse G nicht mehr verkauft werden dürfen. So müssen zum Beispiel die niedrig klassifizierten Mini-Truhen für verpacktes Speiseeis mit einem Volumen von 600 Litern oder weniger, die mit einem Schiebedeckel versehen sind und die oft im Kassenbereich von Supermärkten oder in Tankstellen stehen, ab September mindestens die Energieeffizienzklasse E erreichen.

Jochen Diez von Nordcap weist darauf hin, dass die optimale Ressourcennutzung in der Thekentechnik, in Küche und Kühllager keine triviale Angelegenheit ist. Für jedes Objekt muss eine individuelle kundengerechte Lösung anhand der technischen Möglichkeiten erarbeitet werden. Nicht alles passt für alle. Moderne Kühlgeräte verwenden fortschrittliche Technologien wie verbesserte Isolierung, effizientere Kompressoren und intelligente Steuerungssysteme, um den Energieverbrauch zu reduzieren.

Die Hauser GmbH hat frühzeitig Kühlmöbel aus dem Lieferumfang herausgenommen, die noch dem Energielabel der Klasse G entsprachen. Das Unternehmen hatte sich bereits lange vor dem 1. September 2023 zu diesem Schritt entschieden, obwohl Geräte der Klasse G noch hätten verkauft werden dürfen. Alle Produkte von Hauser tragen mindestens die Kategorie F des Energielabels. Klaus Bartke von der Hauser GmbH weist allerdings darauf hin, dass für die Schweiz noch verschärftere Regeln gelten: Je nach Möbeltyp ist dort auch ein Inverkehr-bringen mit Kategorie F teilweise ab dem 1. September 2023 nicht mehr möglich.

Nachrüstung von Geräten

Geräte müssen nicht zwangsläufig durch neue ersetzt werden, sondern können mit geeigneten Maßnahmen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Durch den Einbau von Dreh- oder Schiebetüren bei Kühlmöbeln und Glasabdeckungen lässt sich der Verbrauch deutlich senken. Klaus Bartke schätzt den Anteil bei Kühlregalen auf 50 Prozent. Auch die Abtauvorgänge verringern sich. Ab den 1960er Jahren gab es immer mehr SB-Supermärkte. Um den Kunden einen ungehinderten Zugriff zu den Waren zu ermöglichen, wurden Kühlmöbel offen konstruiert. Die Kunden sollten die Ware ungehindert sehen und direkt zugreifen können. Das ist heute kein Thema mehr, Kunden verlangen von den Retailern nachhaltiges Handeln und sehen in den Glastüren kein Hindernis. Im Gegenteil, die Temperatur vor den Truhen und Kühlregalen ist für den Einkaufenden angenehmer. Im Blick behalten muss man die Wirtschaftlichkeit bei der Nachrüstung sehr alter Geräte.

Epta integriert zudem Nachtrollos nahezu unsichtbar in Kühlmöbeln ohne Türen. Denn Läden sind nur zu den Ladenöffnungszeiten geöffnet. Im Jahresdurchschnitt betragen die Zeiten, in den Läden aber geschlossen sind, immerhin rund 50 Prozent. Wichtig ist auch die Beleuchtung, die zunächst ein Wärmebringer ist. Moderne LED-Leuchten sollten zum Standard gehören. Bei Tiefkühlmöbel werden Türen oft beheizt um das Beschlagen zu verhindern. Epta bietet beschichtete, heizungsfreie Türen an.

Klaus Bartke von der Hauser GmbH warnt auch vor vorschnellen Entscheidungen bei der Nachrüstung: Bei Bestandsobjekten kann es bei Verglasungen aller Kühlregale zu Problemen mit dem Marktklima kommen. Es findet bei vollverglasten Kühlregalen so gut wie keine Entfeuchtung des Verkaufsraumes mehr statt und somit kann es in Extremfällen zu Bauschäden wie Schimmelbildung kommen. Daher ist bei der Nachrüstung von bestehenden Geräten eine ganzheitliche Betrachtung und Berechnung absolut erforderlich. Eventuell sind bei nachträglichen Verglasungen zusätzliche Split-Klimaanlagen nötig, um im Sommer das Entfeuchtungsthema in den Griff zu bekommen. Wenn Klimaanlagen dieser Art gleichzeitig zur Beheizung der Verkaufsflächen ausgelegt werden, sind die Händler auf dem guten Weg, sich – eventuell mit eigener PV-Anlage – unabhängiger von den fossilen Wärmeenergieträgern Öl bzw. Gas zu machen, resümiert Bartke.

Moderne Anlagen von Epta und Hauser können modular erweitert werden, um mithilfe von Wärmepumpen und Klimamodulen die komplette Gebäudeheizung und -klimatisierung energieeffizient in die Gewerbekälte zu integrieren. Als Faustregel zur Optimierung der Abwärme gilt: Je niedriger das Temperaturniveau des Sekundärkreislaufes (Heizwasser, Warmwasser, etc.), desto effizienter kann die Abwärmeleistung übertragen werden.

Was gibt es Neues?

Bei den Herstellern stehen neben der stetigen Verbesserung der Energieeffizienz natürliche Kältemittel, mit Blick auf die Nachhaltigkeit langlebige Produkte, individuelle Beratung, teilweise eigene Trainingscenter und Fernwartung/Telemonitoring ganz oben auf der Agenda.

Epta erreicht mit dem steckerfertigen Kühlregal Tango Ultra / MultiFresh Perform der Marken Costan / Bonnet Névé in der Version mit zwei Türen und einer Länge von 125 Zentimetern
die bestmögliche Energieeffizienzklasse A. Das hohe Möbel für verpackte Lebensmittel verbraucht 40 Prozent weniger Energie als das Vorgängermodell. Das Tiefkühlmöbel Valzer Ultra/ Multifreeze Perform von Epta hat Energieeffizienzklasse B, was durch dreifach-verglaste Passivtüren, die Panoramaseitenwände, die LED Beleuchtung Advance und drehzahlgeregelte Kompressoren erreicht wird. Auch das Remote-Kühlregal Kühlregal GranVista/SkyView der Marken Costan / Bonnet Névé besitzt die Energieeffizienzklasse B und ist damit eins der effizientesten Remote-Möbel auf dem Markt. Im Vergleich zu einem Modell der Klasse C verbraucht es 26 Prozent weniger Energie. Unter anderem wurden die Isolierung und die Türdichtungen verbessert, Ventilatoren mit variabler Geschwindigkeit eingebaut. Die Remote-Möbel von Epta werden an eine Verbundkälteanlage angeschlossen, die mit dem umweltschonenden Kältemittel CO2 betrieben wird.

Durch die ständige Optimierung seines Produktportfolios erfüllt NordCap alle EU-Richtlinien gemäß den Vorgaben. Als Händler und Hersteller bietet NordCap im Bereich der Kühltechnik eine sehr große Auswahl an „A“ und “B“-Geräten. Die Energieverbrauchskennzeichnung ermöglicht es Anwendern, die Energieeffizienz zu vergleichen und so die richtige Auswahl zu treffen. Die Umstellung auf natürliche Kältemittel ist bei Nordcap bereits jetzt nahezu vollständig gelungen. Hinsichtlich der Umsetzung der Ökodesignrichtlinie ist Nordcap mit seinen Mehrheitsbeteiligungen an dem österreichischen Produzenten für Kühl-und Wärmegeräte IDEAL- AKE und dem italienischen Hersteller NUOVAIR für Schnellkühler/Schockfroster in der Branche Vorreiter.

Auch Hauser setzt bei Neuanlagen und Neuentwicklungen nur noch auf natürliche Kältemittel R290 (=Propan) und R744 (=CO2).

1 Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, www.energiewechsel.de
2 Ökodesign-Richtlinie, siehe Insider 74, Infokasten auf Seite 25

Erschienen im Insider 74. Hier ansehen und herunterladen.