Warum geht alle Macht vom Besucher aus?

Frank Rehme, Innovationsexperte, Coach, Referent und Autor. Er hat die Initiative Vitail zur Zukunft der Innenstädte mit ins Leben gerufen.

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vom Besucher aus? «

Viele Städte und Kommunen stehen vor den gleichen Herausforderungen: rückläufige Besuchsfrequenz, steigender Leerstand und die Abnahme der Identifikation von Bürgern und Besuchern mit der Stadt. Zudem beeinflusst die Digitalisierung unsere Städte und bestimmt die Kommunikation mit Zielgruppen. Damit verändern sich Ansprüche, Wahrnehmung und Verhalten von Stadtbesuchern stark.

Dieser Aufgabe haben sich das Institut für Handelsforschung und das gmvteam angenommen und Vitail ins Leben gerufen: Ein Kompetenzforum für Handel und vitale Innenstädte. Im Februar 2018 trafen sich erstmalig Wirtschaftsförderer, Stadtentwickler und Citymanager im Rahmen der „VITAIL'18“ in dem Ideen-Lab der Future City Langenfeld, um gemeinsam in Workshops Wege für die Zukunft zu erarbeiten. Die Vitail wird seither jährlich fortgesetzt.

Dabei wurden in den Workshops viele Stadtprojekte der Vergangenheit, die oft die Erwartungen nicht erfüllt haben, von den Experten analysiert. Das Ergebnis war ernüchternd: Deren Fokus war fast aus- schließlich anbieterorientiert, die Bedürfnisse der Stadtbesucher*innen standen fast nie im Mittelpunkt.

„Alle Macht geht vom Besucher aus.“ Dies ist die Vitail-Leitidee, die dem Auftrag, die Zukunft von Städten zu sichern, zugrunde liegt. Zugleich wurde eine Methode entwickelt, die in Projekten die Besucher in den Mittelpunkt stellt: E-K-T. Die drei Buchstaben stehen für Evaluation – Konzeption – Transformation und werden in Stadtentwicklungsprojekten gleich mehrfach angewandt. So wurde z.B. die Zukunftsstrategie 2030 für den Handelsstandort Nürnberg erfolgreich damit entwickelt.

Die Digitalisierung steht aber auch dabei im Mittelpunkt: Die Expertise dazu wird mittlerweile von Integ- rated Worlds zugesteuert, die sich schon seit vielen Jahren mit digitalen Erlebnisräumen durch Community-Bildung beschäftigen.

So ist aus dem Kompetenzforum und der Eventreihe ein gemeinsames Lösungsangebot hervorgegangen, auf das bereits mehrere Städte zugegriffen haben. Städte und Kommunen profitieren dabei von maßgeschneiderten, zukunftssichernden Transformationsprozessen im Themenfeld Stadt und Handel. Dabei wird ganz bewusst auf den Erlebnis- und Convenience-Faktor fokussiert, denn eines ist sicher: Der Innenstadtbesuch wird immer mehr zur Freizeitgestaltung genutzt, und dafür braucht man einen hohen Grad an Aufenthaltsqualität.

Eine Erkenntnis wurde aus den verschiedenen Projekterfahrungen generiert: Es gibt leider keine Schab- lone für eine ideale Innenstadt. Wie der ideale Transformationsprozess zur nachhaltigen Belebung von Handelsstandorten aussieht, ist in erster Linie „Handarbeit“ und muss individuell identifiziert werden.

Erschienen im dLv-Trendreport 2020 - 2023. Hier bestellen.

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